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Das Phänomen Bikeshedding
Oder wieso wir am Liebsten über das sprechen, was schnell greifbar ist, statt über das, was wichtig ist.
Die Gesetzmässigkeit zum Bikeshedding wurde bereits vor über 60 Jahren als «Law of Triviality» beschrieben. Die Story dazu geht so: Ein Gremium muss zwei Projekte bewilligen, einen Nuklear-Reaktor und einen Fahrrad-Unterstand – der namensgebende «Bikeshed» – für Mitarbeitende.
Der Nuklear-Reaktor ist in jeder Dimension komplex. So komplex, dass das Projekt ohne grosse Einwände oder Diskussion trotz eines Millionenbudgets schnell durchgewunken wird. Weil sich niemand blamieren oder an dem Projekt die Finger verbrennen will.
Der Fahrrad-Unterstand für CHF 2000.- ist vermeintlich so einfach, dass alle Anwesenden Experten sind. Man diskutiert über die Konstruktion. Man diskutiert über die Abmessungen. Über die Farben, Budget und Features. Und der Göttibueb kann doch übrigens auch schreinern, da könne man noch Kosten sparen. Der Fahrrad-Unterstand beansprucht überproportional viel Aufmerksamkeit und Nerven.
Wir lachen über das fiktive Gremium. Und verfallen doch selber immer wieder in’s Bikeshedden.
Beispielsweise bei der Bewertung von Offerten: Passt der Gesamtaufwand zur geleisteten Arbeit? Was ist der Wert, den das Projekt für den Kunden stiftet? Statt solcher wichtiger und anstrengenden Fragen diskutieren wir viel lieber über die Höhe eines Stundensatzes.
Beim User Experience Design von Apps: Finden sich User intuitiv zurecht? Passt der User Flow zu den Erwartungen der Nutzer:innen und zu den Zielen der Organisation? Statt dieser Fragen wird häufig bewertet, ob das Interface gut aussieht und «gefällt».
Was tun? Wenn Du merkst, dass sich die Diskussion um den Bikeshed dreht, ist es Zeit, einen Schritt zurück zu machen. Und die Anstrengung auf dich zu nehmen, die Diskussion auf die wichtigeren Themen zu lenken.
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